Gefährdung der Menschen vor Ort

Tönnies und die Tierindustrie gefährden auch die Gesundheit der Bevölkerung durch Antibiotikaresistenzen, Keime, Gestank, Lärm und Zoonosen.

 

Pandemien
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht den global wachsenden Konsum von Tierprodukten als einen der wichtigsten Treiber für das Auftreten neuer Pandemien. Die FAO hat schon 2008 eindringlich darauf hingewiesen, dass die Industrialisierung der Nutztierhaltung eine große Gefahr für neue Krankheitserreger darstellt. In Kombination mit vermehrten Transporten von Tieren und Tierprodukten, und einer vermehrten Mobilität des Menschen stellt dies eine große Gefahr für neue Pandemien dar.
Tierfabriken sind offen wie ein Scheunentor: Täglich werden Millionen Tiere zwischen Zuchtbetrieben, Brütereien, Mastbetrieben und Schlachtereien transportiert; Tonnen an Futter und Wasser werden in die Ställe gebracht; Personal betritt die Anlagen – und Insekten fliegen in die schmutzigen Hallen hinein. Bei all diesen Vorgängen können Viren von außen eingeschleppt werden. [1]

 

Keime/Antibiotika:
Tierfabriken verursachen Unmengen an Keimen, schleimreizende Luftpartikel, Viren und Pilzen, die über die Entlüftungsventilatoren (wie auch über die Entsorgungsflächen) der Tierfabriken getragen und großflächig verteilt werden. Hinzu kommen Staub, Feinstaub, Bioaerosole, Endotoxine, Ammoniak etc.
Diese werden von den Menschen über die Atemwege aufgenommen und besitzen erwiesenermaßen gesundheitsgefährdendes Potential für Menschen, Tiere und Umwelt mit zum Teil unbekannten und nicht vorhersehbaren Folgen.
Laut einer staatliche niederländische Studie [2], traten rund um große oder zahlreiche Tierhaltungsanlagen erhöhte Zahlen von Atemwegserkrankungen auf – in einem Radius bis zu einem Kilometer.
Ein Hauptgrund für die wachsende Bedrohung durch multiresistente Keime sind Tierfabriken.
Der Schwerpunkt der Brutstätten hat sich von den Kliniken hin zu Tierbetrieben verlagert. Dort wird Antibiotika oftmals prophylaktisch eingesetzt. [3] Die Landwirte stehen unter großem Kostendruck und sind in Abhängigkeiten von der Futtermittelindustrie und den Großschlachthöfen verfangen. Die Antibiotikagabe kompensiert mangelhafte Hygienestandards und den enormen Infektionsdruck durch die Haltung von tausenden von Tieren auf engstem Raum.
Antibiotikagaben dienen aber auch der Beschleunigung des Wachstums.
Die Antibiotikagabe sank in den letzten Jahren nur deshalb, weil der Einsatz von Reserveantibiotika in der Tierhaltung ansteigt. [4]
Diese sollten freilich für die Behandlung bestimmter Krankheiten bei Menschen vorbehalten sein.
Durch den exzessiven Gebrauch von Antibiotika in den letzten Jahrzehnten haben sich resistente Keime gebildet, die zunehmend auch den Menschen bedrohen. [5]
Die eingesetzten Antibiotika finden sich auch später im Fleisch. [6] Konsumenten nehmen sie in geringen Dosierungen zu sich. Diese geringe Dosierung macht es Bakterien und Keimen leicht, dagegen resistent zu werden. So lässt die Wirksamkeit dieser Medikamente beim Menschen nach.
Mensch muss sich das mal vorstellen. Wir erleben gerade, was es heißt, wenn sich eine Krankheit ausbreitet, gegen die es kein Medikament gibt. Und gleichzeitig lassen wir es zu, dass unsere wichtigsten Notfallmedikamente wirkungslos werden – nur für billiges Fleisch.
Somit ist die Tierindustrie mitverantwortlich für die derzeitige Verbreitung von Antibiotika-resistenten Bakterien, die weltweit hunderttausende Opfer fordern.

 

Feinstaub
Ein weiterer gesundheitsschädigender Aspekt der Tierindustrie ist die durch Gülle verursachte Feinstaubbelastung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Die Tierindustrie ist dabei für etwa 90% der Ammoniakemissionen in Europa verantwortlich und für 45% der Feinstaubbelastung insgesamt. [7]
“Die Massentierhaltung führt zu Ammoniak, Ammoniak führt zu Feinstaub und Feinstaub führt zu frühzeitigen Todesfällen”, erklärt Jos Lelieveld, Leiter der Studie. Die Ammoniak-Emissionen seien für rund 50.000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. [8]

 

Lärm/Gestank
Anwohner*innen werden ferner durch den Lärm (LKWs, Kühlaggregate etc) und den üblen Gestank (“es ist kein Geruch, der schnell verfliegt. Kein schlechtes Lüftchen. Nein, es stinkt und sitzt in meiner Nase fest. Er verursacht ein würgendes Gefühl im Hals und macht das Öffnen der Fenster unmöglich”) in ihrer Freizeitaktivität und -qualität stark eingeschränkt.

 


Kosten
Wie eine foodwatch-Analyse belegt, entstehen in der EU dadurch schon jetzt jährlich Klimaschäden in Höhe von 77 Milliarden Euro. foodwatch hat zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu den sogenannten externen Effekten der Landwirtschaft analysieren lassen. Darunter versteht man Kosten, die durch landwirtschaftliche Produktion zum Beispiel in der Umwelt entstehen – die aber nicht von Verursachern, sondern von der Allgemeinheit getragen werden.
Hauptverursacher der Umweltkosten sind Betriebe der hochintensiven konventionellen Landwirtschaft, insbesondere im Bereich Tierhaltung. Hier sind zum Beispiel der energieintensive Futtermittelanbau und die Betreibung von Ställen und Belüftungssystemen ein Problem. [9]

 

Bäuerliche Landwirtschaft vor Ort
Auch die hiesige Landwirtschaft ist von der Profitgier von Tönnies & co betroffen. Dank der von Politik, dem Bauernverband und Konzernen wie Tönnies propagierten „Wachsen oder Weichen“ Politk, der Expansionspolitik und dem Kostendruck, wird das Höfesterben forciert. Im Wettbewerb mit großen Agrarfabriken können die kleinen Höfe meist nicht mithalten. Viele Landwirt*innen können nur mit knapper Mühe und Subventionen von ihrer Arbeit leben. Sie leiden unter schlechten Marktpreisen und der Macht von wenigen Agrarkonzerne wie Tönnies.
Durch den Klimawandel nehmen oftmals die Erträge ab und der Druck auf die Bäuer*innen steigt weiter.

 

[1] ausführlicher: https://gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org/zoonosen-und-die-tierindustrie/
[2] https://www.gezondheidsraad.nl/nl/taak-werkwijze/werkterrein/preventie/gezondheidsrisicos-rond-veehouderijen-vervolgadvies
[3] https://www.oekom.de/beitrag/antibiotika-in-der-massentierhaltung-was-sagt-die-statistik-wirklich-213
[4] https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Mehr-Reserveantibiotika-in-Staellen-eingesetzt,antibiotika556.html
[5] https://www.onmeda.de/medikamente/antibiotikaresistenzen.html
[6] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/antibiotika-puten-keime-101.html
[7] https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(15)00413-0/fulltext
[8] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Studie-Feinstaub-Tote-durch-Landwirtschaft,feinstaubbelastung100.html
[9] https://www.foodwatch.de/fileadmin/-DE/Themen/Klima_und_Landwirtschaft/2019-09-18_Studie_Externe_Effekte_Landwirtschaft.pdf