Schweine, Rinder und andere Tiere leiden in der Tierindustrie massiv – sowohl physisch, weil die Zucht- und Haltungsbedingungen zu zahlreichen Krankheiten und Verletzungen führen, als auch psychisch, weil sie in den üblichen Anlagen die meisten ihrer artgemäßen Verhaltensweisen nicht ausleben können. Sie erleben extreme Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Sozialstress, ihnen werden die Eltern bzw. die Kinder genommen, ihre eigenen Bedürfnisse zählen nichts. Der Weg zum Schlachthof und die Tötung selbst bedeutet für viele Tiere zusätzlich krasses Leid. [1-2]
Schweinezucht:
In Zuchtanlagen werden Sauen gehalten, die zweimal im Jahr künstlich besamt werden. Aus wirtschaflichen Gründen werden meist fragwürdige Hormone gespritzt, um den Zeitraum für die mit Personal verbundene Geburts- und Tierüberwachung einheitlich planbar und die Arbeit in einem festen Produktionsrhythmus möglich zu machen.
Zuchtsauen werden für bis zu vier Wochen in einem sogenannten Kastenstand gehalten, wo sie besamt werden. Darin stehen die Zuchtsauen auf einem harten Betonboden, der zur Hälfte perforiert ist. Diese Metallkonstruktion erlaubt nur geringste Bewegungen.
Seit über 30 Jahren ist geregelt, dass es Säuen in Kastenständen möglich sein muss, sich ungehindert und mit ausgestreckten Beinen hinzulegen. Sauenhalter*innen, Kontrollbehörden, Justiz und Politik kümmert das wenig. Ilegal enge Kastenstände, in denen Säuen nahezu bewegungsunfähig fixiert werden, sind an der Tagesordnung sind. Doch Strafanzeigen gegen solche Tierschutzverstöße haben meist keine Wirkung. Ermittlungen werden, wenn sie überhaupt aufgenommen werden, ergebnislos eingestellt. Veterinärbehörden schauen systematisch über das Tierleid hinweg. [3]
Nach der Zeit im Kastenstand kommen die Sauen in Gruppenbuchten, bevor man sie kurz vor der Geburt erneut in körpergroßen Käfigen, den so genannten Ferkelschutzkörben fixiert, wo sie ihre Ferkel bekommen. Auch in diesem Metallkäfig können sich die Tiere nicht umdrehen. Direkt neben der Mutter werden ihre bis zu 13 Ferkel so gehalten, dass sie gerade die Zitzen erreichen, um gesäugt zu werden. In dieser meist einstreulosen Abferkelbucht verbringen sie rund 4 Wochen. Nach Wegnahme der Ferkel muss die Mutter sofort in den Kastenstand zurück, wo sie bereits nach etwa 5 Tagen wieder besamt wird.
Diese intensive Ferkelproduktion ist mit einer starken Belastung für die Zuchtsauen verbunden. Erkrankungen und Verletzungen wie z.B. Eierstockzysten, Infektionen, Lungenschäden, Knochen-, Muskel- und Herz-Kreislauf-Schwäche sowie Klauenverletzungen treten immer wieder auf.
Die Haltung hat ebenfalls psychische Auswirkungen auf die Zuchtsauen. Es kommt zu Verhaltensänderungen, die sich zu einer Stereotypie entwickeln können wie z.B. Stangenbeißen, Leerkauen, Gleichgültigkeit, Nasenrückenreiben… [4]
Kranke Ferkel werden dabei systematisch erschlagen. Es lohnt sich weder ökonomisch sie trotz Krankheit großzuziehen und von der Gruppe zu trennen, noch sie vor dem Töten zu betäuben. Dass diese Form der Gewalt an Tieren illegal ist, ändert nichts daran, dass dies gängige Praxis in deutschen Zuchtbetrieben ist. [5]
Mastschweine
Bei den Ferkeln ist das Kupieren von Schwänzen und das Abschleifen von Eckzähnen die Regel, damit sie sich aufgrund der Bedingungen nicht gegenseitig verletzten. Die Tiere werden den Mastfabriken angepasst, nicht andersrum.
Weil das Fleisch von unkastrierten Männchen für viele Menschen einen unangenehmen Geruch aufweist (»Ebergeruch«), werden die männlichen Ferkel meist kastriert. [6]
Mastschweine sind in Buchten mit Spaltenboden eingesperrt, wo sie innerhalb von sechs bis sieben Monaten auf ein Endgewicht von 110 bis 125 kg hochgemästet werden. Diese enormen »Leistungen« resultieren aus dem Zusammenwirken der einseitigen Zucht auf Hochleistung und der intensiven Fütterung mit energiereichem Kraftfutter.
Ein bis drei Prozent Tageslicht, das ganze leben auf harten Beton- Spaltenboden, nicht mal ein Quadratmeter Platz pro Tier – der Großteil der Schweine in Deutschland wird so in den Buchten gehalten. Dort können die Tiere nicht wühlen, nicht suhlen, nicht rennen, sich nicht zurückziehen, ihre Neugier so gut wie nicht ausleben und eigentlich gar nichts tun außer zu fressen.
Viele Schweine leiden in ihren wenigen Lebensmonaten an Infektionskrankheiten und Verletzungen, die auf die Mastbedingungen zurückgehen. Ein großer Teil der Tiere leidet an Lungenkrankheiten, Gelenkerkrankungen, Klauen- und Hautverletzungen. Bei etwa 40 % der in Deutschland geschlachteten Schweine werden Anzeichen von mindestens einer durchlebten Erkrankung festgestellt. Die Haltung auf Vollspaltenböden führt nicht zuletzt zu Verhaltensstörungen wie Schwanz-, Ohr-, Stangenbeißen sowie Leerkauen: sie werden als Ausdruck einer Überforderung der Mastschweine durch ihre Umwelt angesehen.
Rund 20 % aller Schweine überleben die Mast nicht und sterben in den Mastfabriken, nachdem sie vor ihrem Tod lange und erheblich gelitten haben. Hochgerechnet sind das etw. 13,5 Millionen Tiere pro Jahr (37.000 täglich).
Und das nur, weil sie in Mastbetrieben oder beim Transport zu sehr leiden. [7-9]
Diejenigen, die bis zur Schlachtung durchhalten, werden im kindesalter etwa von 6-7 Monaten zum Schlachthof transportiert, wo sie erst betäubt und dann per Kehlschnitt getötet werden.
Tönnies führt in der Regel eine CO2 Betäubung durch. Fehlbetäubungen sind dabei de facto unvermeidbar, fast ein Zehntel der kontrollierten Schweine wurde einer Studie zufolge nicht ausreichend betäubt. [10]
In Deutschland werden jährlich rund sechs Millionen Schweine und 350 000 Rinder beim Schlachten fehlbetäubt. Das bedeutet, dass die Tiere den weiteren Schlachtprozess bei vollem Bewusstsein miterleben [11-12]
Die Tiere werden somit einem Todeskampf von einigen Minuten durch Atemnot und Ersticken ausgesetzt. Das, obwohl das deutsche Tierschutzgesetz vorsieht, dass Tiere nur getötet werden dürfen, wenn sie vorher betäubt wurden und dabei keine Schmerzen empfinden.
Im Tierschutzbericht der Bundesregierung – von 2016 – heißt es dazu:
Die CO2-Betäubung steht in der Kritik, weil die Betäubung nicht sofort eintritt und die Tiere bei der Einleitung Atemnot-Symptome und ein starkes Abwehrverhalten zeigen.
Die Schlachtung selbst verursacht akute Atemnot bevor die Bewusstlosigkeit einsetzt, es ist schmerzhaft für die Nasenschleimhaut und führt außerdem zur Verlangsamung des Herzschlags. Da sie nur betäubt, aber während der Begasung nicht getötet werden dürfen, ist häufig die Dosis so gering, dass einige Schweine unbetäubt also bei vollem Bewusstsein auf das Tötungsfließband gelangen. In diesem Fall sind die Tiere während des Durchschneidens der Schlagadern und der Entblutung bei Bewusstsein. [13]
Das passiert bei bis zu 5 % der in Deutschland getöteten Schweine. [14] Von den 21 Millionen Schweinen die jährlich von Tönnies geschlachtet werden betrifft das 1050000 Tiere.
Wissenschaftliche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die auch bei Tönnies praktizierte Methode der Kohlenstoffdioxid-Betäubung aufgrund der heftigen Abwehrreaktionen der Schweine Tierquälerei ist. Der Tod ist für die Tiere ebenso qualvoll wie das Leben in den Mastanlagen.
Dabei gibt es gute Alternativen zur CO2 Betäubung. Sogar die EU-Verordnung über den Schutz von Tieren zum Zeitpunkt der Schlachtung empfiehlt, den Einsatz von Kohlendioxid bei Schweinen einzustellen. Dennoch wird diese grausame Praktik aus reinen Kostengründen weiterhin eingesetzt. Auch hier leiden Tiere für den Profit von Tönnies und Co.
Rinder:
Mastrinder verbringen ihr Leben in engen Ställen. Mastbullen werden aufgrund einer erhöhten Ausbruchgefahr in der Regel nicht nach draußen gelassen.
Sie sind rein darauf ausgerichtet, möglichst schnell möglichst viel Muskelmasse auszubilden. Die Intensivmast ausgewachsener Mastrinder dauert weniger als 400 Tage, wobei die Tiere in der Regel ein Mastendgewicht von 680 bis 750 kg erreichen. Ein ausgewachsene Bulle hat in konventioneller Haltung nur ca. 2,7 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Um das bei dieser Enge bestehende Verletzungsrisiko zu senken, werden Rindern (sofern sie nicht hornlos gezüchtet wurden) als Kälber oftmals prophylaktisch die Hornanlagen entfernt. Generell kommt es aufgrund der schlechten Haltungsbedingungen und der Überzüchtung in der Intensivtierhaltung bei vielen Mastrindern zu verschiedenen Krankheiten, Verhaltensstörungen und auch zu Verletzungen, was (besonders im Kälberalter) zu einem frühzeitigen Tod der Tiere führen kann. [15]
recherchen bei Tönnies Zulieferern:
märz21
https://www.tierschutzbuero.de/kampagne-toennies-toetet/?fbclid=IwAR2CYcwiwWomQzyzMRIEsB6WEddIpZolgoTbx-Gu7mN-mwK0XDnm4H9tsHs
juli20
https://utopia.de/tonnies-zulieferer-verdeckte-aufnahmen-zeigen-wie-schweine-fur-billigfleisch-leiden-195214/
https://www.rtl.de/cms/skandal-bei-toennies-zulieferer-verstoerende-aufnahmen-aus-schweinestall-zeigen-das-leid-der-tiere-4582551.html
https://www.tierschutzbuero.de/toennies-toetet/
[1] https://www.ariwa.org/fleisch/
[2] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung
[3] https://www.ariwa.org/kastenstaende-jahrzehntelanger-rechtsbruch/
[4] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/schweine/zuchtsauen
[5] https://www.ariwa.org/erneut-erschlagene-ferkel/
[6] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/schweine/mastschweine
[7] https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/report-mainz/videosextern/millionen-schweine-sterben-fuer-den-muell-102.html
[8] https://wirtschaft.com/taeglich-verenden-37-000-schweine/
[9] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/schweine/mastschweine
[10] https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/studie-bayrische-schlachthoefe
[11] http://www.bayerische staatszeitung.de/staatszeitung/landtag/detailansicht-landtag/artikel/fehlbetaeubungen-lassen-sich-nie-gaenzlich-ausschliessen.html
[12] http://www.stern.de/politik/deutschland/tierschutz-in-deutschland-so-qualvoll-stirbt-schlachtvieh-3567898.html
[13] Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt; Antwort des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf die kleine Anfrage von Bündnis 90 / Die Grünen zu “Tierschutz bei der Tötung von Schlachttieren”
[14] https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-Metropolregion-Strafanzeige-gegen-Fleischversorgungszentrum-Mannheim-_arid,209853.html
[15] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/rinder