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Unternehmensstruktur

Tönnies ist der größte Fleischkonzern [1] in Deutschland und einer der größten Fleischkonzerne weltweit, mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 7 Mrd. Euro.[2] Der Verwaltungssitz befindet sich in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh – NRW).
Seinen Profit macht der 1971 gegründete Konzern mit der Tötung, Zerlegung, Verarbeitung und Veredelung von mehr als 20 Mio. Schweinen und 420.000 Rindern. [3]
In Deutschland werden jedes Jahr etwa 60 Millionen Schweine geschlachtet. Tönnies hat einen Marktanteil von fast 30 %. [4]
Eigentümer sind, trotz interner Familienstreitigkeiten, nach wie vor Clemens Tönnies (geschätztes Vermögen 2021: 1,34 Milliarden https://www.vermoegenmagazin.de/clemens-toennies-vermoegen/) sein Sohn Maximilian sowie sein Neffe Robert Tönnies. [5]

Die Tönnies Holding hat zahlreiche Tochterunternehmen, u.a.
– Tilman´s (Tiefkühlprodukte und frisches, verpacktes Fleisch)
– die Zur-Mühlen-Gruppe (führendes Unternehmen der Fleisch- und Wurstbranche.
Produkte: Böklunder, Könecke, Redlefsen, Nölke (Gutfried), Schulte, Zerbster Original, Plumrose)
– Tevex Logistics (temperaturgeführte Transport- und Lagerlogistik)
Zudem werden bei Tönnies hergestellte Produkte unter anderem als Eigenmarken des Handels wie bei Lidl (Landjunker) und Aldi (Meine Metzgerei) aber auch bei Rewe, Edeka (Gut & Günstig) oder Kaufland (K-Classics) vertrieben. Tönnies gehört zu den größten Lieferanten des deutschen Lebensmittelhandels. [6]

Mit den acht Geschäftsfeldern Meat Pork, Meat Beef, Convenience, Sausages, Ingredients, Logistics, International und Central Services ist der Tönnies-Konzern weltweit aktiv.
Tönnies hat weltweit 29 Produktionsstandorte, davon sind
19 in Deutschland
3 in Polen und Großbritannien
2 in Dänemark
je einer in Frankreich und Spanien

Internationales Geschäft
Auch außerhalb der BRD investiert Tönnies in das Geschäft mit toten Tieren. Tönnies verfolgt eine konsequente Internationalisierungsstrategie. Vermarktung und der Direktvertrieb der Produkte werden von der Zentrale sowie den derzeit 19 Auslandsbüros aus gesteuert und angetrieben.
“In Dänemark, Großbritannien, Frankreich und Polen verfügt Tönnies über wichtige Produktionsstandorte. In anderen Ländern ist Tönnies dabei, Vorstufen der Produktion – wie z.B. Mastbetriebe – aufzubauen, um in Zukunft dort eine Basis für die Produktion zu schaffen.
Bei diesen Ländern handelt es sich um relevante Exportmärkte, in denen man künftig strategische Standorte aufbauen möchte. Im Zuge der Internationalisierung konnte Tönnies in den letzten Jahren zum Beispiel in Frankreich sowie Polen intensiv wachsen und in Großbritannien sogar zum Segment-Marktführer aufsteigen.” [7]
Auch in China und Spanien investiert Tönnies. Dort ist gemeinsam mit der Dekon Group der Bau eines Schweineschlachthofs mit Zerlegebetrieb geplant. Es wäre für Tönnies der erste Produktionsstandort außerhalb Europas. In der Region Sichuan sollen zunächst 2 Millionen Schweine pro Jahr geschlachtet werden.[8-9]

Die Eroberung neuer Märkte
Auch im Markt für Fleischersatzprodukte mischt Tönnies fleißig mit, wie überall wo es etwas abzustauben gibt. So hat Tönnies in Böklund (Schleswig-Holstein) ein eigenes Werk in Betrieb genommen, wo ausschließlich vegetarisch/vegane Produkte hergestellt werden. [10 und 11]
Im Bereich Clean Meat investiert Tönnies bislang noch nicht, beobachtet den Markt aber genau. [12] Damit ändert sich aber nicht die Gesamtausrichtung des Unternehmens. Kerngeschäft bleibt natürlich die Ausbeutung von Tieren. Welches natürlich auch noch kräftig wachsen soll, kann es im Kapitalismus doch nie genug sein.

Selbstdarstellung Tönnies
Auf deren Homepage wirbt das Unternehmen u.a. mit Aussagen wie
– “Wir alle wollen, dass die Tiere, deren Fleisch wir essen, vernünftig behandelt werden.”,
– “Für uns bei Tönnies heißt das: 100  % Fokus auf Tierschutz für die uns zur Schlachtung anvertrauten Tiere.”
– “Eigentümer und Management verfolgen wirtschaftlichen Erfolg auf der Grundlage von Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt. Nachhaltigkeit ist von Ziel- und Verteilungskonflikten gekennzeichnet. Tönnies stellt sich den damit verbundenen Diskussionen mit Offenheit, Respekt und Fairness.
Unser Versprechen: Wir entwickeln die Standards guter Unternehmensführung in Zusammenarbeit mit unseren Partnern zum Wohle von Mensch, Tier und Umwelt ständig weiter – heute und in Zukunft.”.
Somit suggerieren sie blumig sich für Tierwohl, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, gute Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Verantwortung einzusetzen und diese Ziele auch umzusetzen.

Die Realität
Doch wie kann es möglich sein, dass Tönnies (und die deutsche Fleischindustrie) in den letzten Jahrzehnten in einem gigantischen Tempo steigende Wachstumszahlen vorweisen und Deutschland zum viertgrößten Fleischexporteur der Welt aufsteigen konnte [13]?
Kann Deutschland mit seinen vergleichsweise kleinen und dicht besiedelten Flächen doch flächenmäßig keinesfalls mit traditionellen Fleischexporteuren wie Argentinien, Brasilien und die USA mithalten. Um hier Tierhaltung im großen Stil betreiben zu können, müssen Futtermittel importiert werden, für den Anbau werden insbesondere in Lateinamerika (z.B. Brasilien) Regenwälder abgeholzt. Die heimische Fleischindustrie kann den eigentlich überlegenen Standorten in den Flächenländern aus zwei Gründen Konkurrenz machen: Hohe Konzentration der Betriebe und extreme Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt.

Die Realität sieht also deutlich anders aus als sie in der glänzenden Konzernpropaganda dargestellt wird: Immer wieder tauchen skandalöse Bilder aus Zulieferbetrieben in den Medien auf, welche enormes Tierleid im Auftrag des Unternehmens belegen.
Die Erzeugung von Fleisch, Milch und Eiern trägt daneben maßgeblich zur menschengemachten Klimakrise bei. Tier- und Schlachtfabriken schädigen über Emissionen, die anfallende Gülle und den dafür notwendigen Futtermittelanbau die Umwelt global ebenso wie lokal. Zahlreiche Gesundheitsrisiken sind mit der Tierindustrie und dem hohen Konsum an Tierprodukten verbunden. Nicht zuletzt steht Tönnies für extreme Ausbeutung von Arbeiter*innen, wie anlässlich zahlreicher Corona Infektionen in Schlachtbetrieben seit 2020 endlich öffentlich diskutiert wird. Zugleich sind auch die Tierhalter*innen selbst in einer anhaltenden Krise, weil sie aufgrund von Konkurrenzdruck und niedriger Preise in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind. Auch wurde Tönnies wegen illegaler Preisabsprachen bestraft, welcher sie durch dubiose Machenschaften entgangen sind.
Tönnies folgt einzig dem Prinzip der Profitmaximierung und legt keinerlei Wert auf Tierwohl, Umweltschutz, Arbeitsschutz, gerechte Löhne oder das Wohl der Menschen in der Region.

Im Folgenden führen wir die realen Zustände bei Tönnies und der Fleischindustrie sowie die Skandale und Machenschaften des Skandalkonzerns auf

[1] https://www.capital.de/wirtschaft-politik/das-sind-die-groessten-deutschen-fleischkonzerne
[2] https://www.agrarheute.com/management/agribusiness/steigt-umsatz-toennies-ueber-7-mrd-euro-565835
[3] https://lebensmittelpraxis.de/industrie-aktuell/26681-toennies-rekordumsatz-2020-03-06-08-50-29.html
[4 ] https://digitalmagazin.de/marken/landforst/luf-2020-15/047_isn-ranking-die-schlachtzahlen-sinken
[5] https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/familie-beendet-gerichtsstreit-fleischkonzern-toennies-wird-nicht-verkauft/27482900.html
[6] https://www.dfv.de/presse/aktuellemitteilungen/Lebensmittel-Zeitung-Die-groessten-Lieferanten-des-Lebensmittelhandels-1391
[7] https://www.toennies.de/geschaeftsfelder/division-international/
[8] https://www.topagrar.com/markt/news/toennies-schlachtet-kuenftig-auch-in-china-11824157.html
[9] https://www.agrarzeitung.de/nachrichten/wirtschaft/toennies-verkauf-deshalb-macht-russland-keine-freude-97377?crefresh=1
[10] https://lebensmittelpraxis.de/industrie-aktuell/31394-fleischbranche-toennies-erweitert-veggie-bereich.html
[11] https://www.toennies.de/toennies-investiert-weiter-in-ausbau-der-aktivitaeten-im-veggie-bereich/
[12] https://www.welt.de/wirtschaft/article190334167/Toennies-Wenn-der-Markt-soweit-ist-werden-wir-bei-Kunstfleisch-einsteigen.html
[13] https://llh.hessen.de/unternehmen/marktinformation/markt-aktuell/deutschland-der-viertgroesste-fleischexporteur/

18.08.2021 Demo Itzehoe: Gemeinsam gegen die Tierindustrie

Gemeinsam mit unseren Genoss*innen von Gemeinsam gegen die Tierindustrie veranstalteten wir am 18.8.2021 vor dem Landgericht Itzehoe eine Demo, zu der rund 30 Menschen erschienen um solidarisch gegen die Schadensersatzklage von Tönnies zu protestieren.

Anlass waren die Prozesse gegen zwei Aktivist*innen von uns, die im Anschluss an unsere Demo nacheinander stattfanden.

Hier könnt ihr unsere Rede ansehen,
hier den Aufruf und
hier die PM.

02.11.2020 Blockade Kellinghusen: Gemeinsam gegen die Tierindustrie

Am 02.11. wurde die Schlachtfabrik in Kellinghusen erneut blockiert.
Wir teilen hier den Bericht unserer Genoss*innen von Gemeinsam gegen die Tierindustrie:

Seit den frühen Morgenstunden blockierten über 50 Aktivist*innen den Schlachthof von Tönnies in Kellinghusen, Schleswig-Holstein. Ab 4:30 Uhr morgens stand der Schlachthof still. Sechs Aktivist*innen waren auf ein Dach geklettert und hatten ein Banner mit der Aufschrift „Shut Down Tierindustrie“ heruntergelassen. Weitere fünf hatten sich an der Verladerampe und dem Tor festgekettet und eine dritte Gruppe machte eine Sitzblockade auf der Zufahrt.

Eine Aktivist*in kommentierte: „Die zweite Corona-Welle ist da. Die Bedingungen an den Schlachthöfen sind noch immer mit dem Infektionsschutz völlig inkompatibel, daran hat sich nichts geändert. Darauf gibt es nur eine Antwort: Die Produktion muss jetzt beendet werden. Die Arbeiter*innen in den Schlachthöfen werden brutal ausgebeutet – die Regierung will daran bislang nichts ändern, denn das geplante Verbot von Werkverträgen ist wegen der CDU/CSU erstmal vom Tisch. Außerdem heizt diese Industrie das Klima auf und fügt Tieren massives Leid zu. Die Industrie soll trotz aller fatalen Auswirkungen und Skandale unverändert am Laufen gehalten werden. Dagegen fordern wir, die Betriebe zu vergesellschaften, die Produktion auf Pflanzenverarbeitung umzustellen und den Landwirt*innen den Ausstieg zu ermöglichen.“


Quelle: Angelika Oetker-Kast/strayDOK

 

Presse

29.08.2020 Demo Kellinghusen: Gemeinsam gegen die Tierindustrie


Quelle: Angelika Oetker-Kast/strayDOK

Wir beteiligten uns am 29.08.2020 an der von Gemeinsam gegen die Tierindustrie organisierten Demo in Kellinghusen.
250 Menschen folgten dem Aufruf unserer Genoss*innen um solidarisch gegen die Schadensersatzklage von Tönnies  gegen Aktivist*innen von tear down Tönnies zu protestieren.

Unter Einhaltung des Mindestabstands und ausgestattet mit Mund-Nasen-Bedeckung zogen die Demonstrant*innen lautstark rufend vom Marktplatz in Kellinghusen zum Tönnies- Schlachthof. Mit Sprechchören wie „Wir sind laut und wir sind hier – für die Befreiung von Mensch und Tier“ machten sie ihre Forderungen unmissverständlich deutlich.

Mehrere Redner*innen beschrieben die prekären und unwürdigen Bedingungen der Arbeiter*innen in den Schlachthöfen und wiesen auf die Verantwortung der Fleischindustrie für die Zerstörung von natürlichen Lebensgrundlagen und damit den menschengemachten Klimawandel hin. Auch auf die Bedürfnisse von Tieren und deren Missachtung durch die Fleischindustrie wurde angesprochen.

In einer Grußbotschaft der Kampagne „We don’t shut up, we shut down“ wurde erläutert, wie sich Aktivist*innen gegen den Stromkonzern RWE wehren, der ebenfalls Schadensersatz von Klima-Aktivist*innen für eine Aktion gegen den Kohleabbau fordert.

Wir danken GgdT für die Orga

Kriminell ist das System Tönnies – nicht der Widerstand dagegen.
Schluss mit der Ausbeutung von Mensch, Tier & Natur

21.10.2019 Blockade Kellinghusen: Tear Down Tönnies

Tear Down Tönnies

Am Montag, den 21.10.2019 wurde die Schlachtfabrik R. Thomsen im schleswigholsteinischen Kellinghusen besetzt. Wo sonst täglich bis zu 6000 Schweine ermordet und zu Fleisch gemacht werden, wurde nicht geschlachtet. 14 Stunden lang war der Betrieb blockiert. Nach Angaben des Betriebes wären in dieser Zeit sonst 4300 Schweine getötet worden. Die autonome Gruppe „Tear down Tönnies“ aus Tierbefreiungs- und Klimagerechtigkeitsaktivist*innen bekannte sich zu der Aktion. Die beiden Laderampen und das Dach des Schlachthauses wurden von circa 30 Personen besetzt. Die Aktion erregte bundesweite Aufmerksamkeit und beschäftigte die Lokalpresse noch Tage später.

Ziel der Aktion

In einem Flyer wurde die Motivation hinter der Aktion beschrieben:

Warum sind wir hier?

Für die nichtmenschlichen Tiere, denn sie werden eingesperrt, gequält und ermordet, um ihre toten Körper zur Ware zu wandeln. […]

Aus Solidarität mit den Arbeiter*innen, die hier ihren täglichen Kampf ums Überleben austragen. In dieser Industrie ist es üblich, Menschen etwa aus Rumänien und Bulgarien mit Versprechungen nach Deutschland zu locken, um sie hier in Werkvertragsarbeit zu verschleißen. […]

Im Kampf für die Natur, die gegen Ausbeutung im Streben nach Profit verteidigt werden muss. […] „Die Natur“ ist nicht das zu unterwerfende Gegenstück zur menschlichen „Kultur“, sondern ist in allen Lebenswelten unverzichtbar.

Der Schlachthof ist Sinnbild für Zerstörung. Mensch, Tier und Natur, untrennbar miteinander verbunden, leiden unter der kapitalistischen Ausbeutung und Vernichtung von Lebewesen und Ökosystemen. Das, was die Profiteur*innen spüren und ihre Verwertungsmaschinerie stört, sind direkte Aktionen, Sabotage und widerständiges Bewusstsein.

Ablauf der Aktion

Der Blockade ging eine monatelange Vorbereitung voraus. Am Vortag der Aktion kamen erstmals fast alle Beteiligten für ein letztes Vorbereitungsplenum zusammen. All die Mühen zahlten sich am frühen Montag Morgen aus: Ungehindert konnte der Kleintransporter voller Blockierer*innen am erstaunten Pförtner vorbei auf das Betriebsgelände fahren und innerhalb weniger Minuten waren die drei angestrebten Orte – zwei Rampen und das Dach – durch Menschen in Ankettvorrichtungen blockiert. Außerdem wurde direkt die Soli-Mahnwache mit einem Pavillon aufgebaut, bei der sich Anwohner*innen und Interessierte informieren und moralische Unterstützung zeigen konnten. Die Polizei musste lange an einer Räumungsstrategie arbeiten und Spezialkräfte anfordern. Später am Tag wurde das besonders schwer überschaubare Dach mittels einer modernen Drohne ausgekundschaftet und auch die Mitteilungen der Polizei wurden den Besetzenden über Lautsprecher an dieser Drohne übermittelt. Die Gruppen machten deutlich, dass sie die Blockade nicht freiwillig aufgeben und ihren friedlichen Widerstand so lange wie möglich aufrecht erhalten würden. Über legitime Aktionen im Verlauf der Blockade war sich am Vortag in den Bezugsgruppen und im Großplenum geeinigt worden, es fanden aber auch anlassbedingte Diskussionen und Absprachen statt. Alle Bezugsgruppen und die Mahnwache standen über Walkie-Talkies in Kontakt, mithilfe von Handys konnten Bilder und Informationen an das Backoffice mit Ermittlungsausschuss und Social-Media-Team gesendet werden.

Presse

Die Besetzung löste ein großes mediales Interesse aus. Eine der Bezugsgruppen wurde von einem Journalisten begleitet, was sicherlich zu der überwiegend wohlwollenden Berichterstattung beigetragen hat.

Besonders hervorzuheben ist der Bericht des NDR. In diesen drückt der Polizeipressesprecher seinen persönlichen Respekt für das Anliegen der Aktivist*innen aus. Selbstverständlich wurde er dafür von der Polizeiführung öffentlich gerügt und musste zurückrudern. Seine Worte bestätigen den Eindruck der Gruppe, dass der Blick der Öffentlichkeit auf diese Aktion überwiegend wohlwollend ausfällt und oftmals als legitimes Mittel anerkannt wird.

Rechtliche Folgen

Fast alle Aktivist*innen wurden nach der Räumung von der Polizei in Gewahrsam genommen und zur Polizeistation nach Itzehoe gebracht. Die meisten haben die Identitätsangabe verweigert, weshalb erkennungsdienstliche Behandlungen eingeleitet wurden. Von dem Arbeitspensum überfordert, mussten Polizist*innen einige Aktivist*innen dazu nach Heide bringen. Es wurden sorgfältige Vorkehrungen getroffen, um etwa Fingerabdrücke oder Fotos zu verfälschen und einer Identifizierung vorzubeugen. Einzelne Aktivist*innen sind allerdings identifiziert worden und müssen mit Repressionen rechnen. Fast allen wurde Hausfriedensbruch und Nötigung vorgeworfen. Viele Polizist*innen auf der Station äußerten im Gespräch(sversuch) Verständnis für die Aktion. Aktivist*innen waren dennoch Gewalt etwa in Form von Misgendern, Beleidigungen und dem Aufbau von psychischem Druck ausgesetzt. Auch während der Räumung wendeten Polizist*innen in einigen Fällen körperliche Gewalt an. Immerhin waren nach wenigen Stunden alle wieder frei und wurden von der Mahnwache vor der Gefangenensammelstelle erwartet und zum Out-of-Action-Ort gefahren.

Awareness

Ein wichtiger aber unsichtbarer Teil der Aktion war die Vor- und Nachtbetreuung der psychischen Folgen der Aktion durch ein Awareness-Team. Im Vorfeld der Aktion wurden die Besetzenden von diesem auf die bevorstehenden Belastungen aufgeklärt. Zu diesen gehören Gestank, die Konfrontation mit dem Leid der Schweine, Polizeigewalt und Isolation. Bei der Aktion wurde aufeinander und auf Anzeichen einer drohenden Überforderung geachtet. Nach der Aktion wurden die Besetzer*innen in einem „Out of Action Space“ empfangen. In diesem gab es neben Ruhe, Suppe und wiedergefundenen Genossinnen , einen gesonderten FLINT und Awarenessbereich für Rückzug und Gespräche. Diese Angebote wurden von den erschöpften Aktivist*innen dankbar angenommen.

Bewertung

Einer kleinen Gruppe von Aktivist*innen mit unterschiedlichen politischen Hintergründen und Erfahrungen ist es gelungen, den Schlachtbetrieb für viele Stunden aufzuhalten. Wesentlich dazu beigetragen hat eine offene und wertschätzende Umgangsform miteinander und das gegenseitige Sensibilisieren für unterschiedliche Perspektiven, Bedürfnisse und Fähigkeiten in der Gruppe. Zudem gab es ein großes Unterstützungsnetzwerk, ohne dessen Arbeit im Hintergrund die Aktion nicht hätte stattfinden können. Das Nachbereitungsplenum am Tag nach der Aktion ermöglichte den Aktiven eine Reflexion darüber, was schlecht und was gut gelaufen ist und wie es den Anwesenden nun geht. Es bleibt ein Erfolgsgefühl und der Wille, weiterhin vernetzt und aktiv zu bleiben, auf dass die Profiteur*innen der Tierausbeutungsindustrie nicht länger ungestört agieren können.

Dieser Artikel erschien im Magazin TIERBEFREIUNG, Heft 105, Dezember 2019.



Quelle: Angelika Oetker-Kast/strayDOK


Quelle: Angelika Oetker-Kast/strayDOK

11.09.2020 Aktionstag gegen Tönnies Düsseldorf

 

Am 11. September 2020 haben wir uns am Aktionstag gegen Tönnies in Düsseldorf beteiligt.

Gemeinsam mit Aktion ./. Arbeitsunrecht und mehreren anderen Gruppen aus der Arbeitsrechts-, Klima- und Umweltbewegung hatten wir zur Demonstration „System Tönnies stoppen! Gegen die Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt“ aufgerufen (hier findet ihr den Aufruf). An der Demonstration nahmen etwa 150 Menschen teil. Diese zogen mit mehreren Zwischenstationen durch die Düsseldorfer Innenstadt.
Einige Aktivistis nutzten die Gelegenheit in Düsseldorf um der Anwaltskanzlei von Tönnies, Eversheds Sutherland, einen Besuch abzustatten. Die Kanzlei vertritt den Konzern bei den Schadensersatzforderungen gegen uns.

Im Vorfeld, am Vormittag des Tages, fand zusätzlich eine Pressekonferenz statt. Diese wurde leider, genau wie die Demo, von den Medien geflissentlich ignoriert, obwohl sie teils fußläufig vor deren Haustür stattfand. Lediglich linke und alternative Medien jenseits des journalistischen Mainstreams und regionaler Monopole berichteten. Anbei findet ihr die Pressemappe.

Vielen Dank an Aktion ./ Arbeitsunrecht für die Organisation und an alle Beteiligten für’s Mitmachen!

hier findet ihr unsere Rede

Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung in Ingolstadt am 06.07.

Am 06.07. um 11:00 findet der nächste Prozess gegen einen Genossen am Landgericht Ingolstadt (Auf der Schanz 37) statt.
Wir rufen daher zur Kundgebung ab 10:30 vor dem Landgericht Ingolstadt und ab 11Uhr zur solidarische Prozessbegleitung im Landgericht auf.

Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies versucht, mit Geldforderungen und Unterlassungsklagen gegen Kritiker*innen vorzugehen. Ursprünglich sollten mehrere Aktivist*innen aus der Tierrechts- und Klimabewegung rund 40.000€ zahlen, die im Oktober 2019 den Tönnies-Schlachthof Kellinghusen blockierten, um gegen die Fleischindustrie und das System zu protestieren.

Tönnies hat veranlasst, dass das Verfahren gegen die Aktionsgruppe aufgesplittet wurde und es somit zahlreiche einzelne Verfahren u.A. in Kiel, Lübeck, Ingolstadt, Aachen, Braunschweig und Berlin gibt. Die einzelnen Gerichte werden darüber zu entscheiden haben, ob dies ein Missbrauch der Prozeßordnung durch Tönnies darstellt.

Es laufen mittlerweile auch schon die ersten Prozesse und in einem Fall kam es auch schon zu einer Verurteilung: Der*die beklagte Aktivist*in wurde zu einer Zahlung von 16.761€ verurteilt. Gegen dieses Urteil haben wir Berufung eingelegt.

In dem Prozess offenbarte Tönnies, dass es eben nicht um den Ausgleich eines Schadens, der angeblich durch die Blockade verursacht worden sei, geht. Vielmehr will Tönnies politischen Protest unterbinden und die Aktivist*innen abschrecken. Die mittlerweile von Tönnies eingereichte Unterlassungsforderung unterstreicht dies.

Dieser Prozess zeigt auf, dass politische Aktionen kriminalisiert werden, während Konzerne wie Tönnies weiterhin ihre ausbeuterische Praxis fortsetzen können. Solche Konzerne sind die Konsequenz einer kapitalistischen Wirtschaftsweise, in der die Lebensgrundlage vieler zerstört wird und die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur als gegeben gilt. Wir wollen und können das nicht länger hinnehmen und werden unseren Protest fortsetzen! Unterstützt uns dabei!

Kommt alle zur Kundgebung, nehmt an der Verhandlung teil, solidarisiert euch mit den Aktivist*innen und verbreitet den Aufruf!
Falls ihr die Anreise nicht antreten könnt, organisiert gern Soli-Aktionen in euren Städten und schickt uns eure Fotos und Berichte gern an unsere Mailadresse:
teardowntoennies@riseup.net
(den pgp Schlüssel findet ihr auf der Homepage)

Die Kundgebung wird mit Abstand sowie Mund- und Nasenbedeckung durchgeführt.

Um den Rechtsstreit mit Tönnies weiter führen zu können benötigen wir finanzielle Unterstützung:
Empfänger: VusEumUmseP e.V.
IBAN: DE30 8306 5408 0004 0613 81
BIC: GENODEF1SLR
[WICHTIG!] Betreff: TDT2110

Kriminell ist das System und nicht der Widerstand dagegen!